Hydraulischer Abgleich – mehr Komfort, weniger Kosten!

Hydraulischer Abgleich
Durchschnittliche Lesedauer: 3 Minuten

Der hydraulische Abgleich ist das Mittel, um die Leistungen in einer geschlossenen Heizungs- und Wasseranlage entsprechend der tatsächlichen Erfordernisse zu verteilen, die Leistung der Pumpen auf das erforderliche Maß zu begrenzen und Energie einzusparen.

Hydraulischer Abgleich

Bild: co2online

 

Die Einsparungen setzen sich hier aus folgenden Effekten zusammen: Ein zu hoher Pumpendruck erhöht den Energieverbrauch in der dritten Potenz, d. h. ist der Pumpendruck 25 % zu hoch entspricht dies 200 % an Energiekosten.

Eine überhöhte Raumtemperatur durch schlecht regelnde Heizkörperventile bzw. zentrale Regelventile führt je 1 °C zu einem Mehrverbrauch von ca. 5-7 % Energie. Höhere Temperaturen im System erhöhen die Verluste in der Verteilung.

Insgesamt sind über den hydraulischen Abgleich bis 15 % Energieeinsparung zu realisieren. Gerade bei Gebäuden mit hohem Verbrauch wird eine schnelle Amortisation erzielt, bei Gebäuden mit Dämmung ein hoher Komfortgewinn.

Hintergrund sind die physikalischen Tatsachen, dass sich zum einen in verzweigten Systemen die Wassermengen so verteilen, dass über alle Zweige des Netzes der gleiche Druckverlust entsteht, zum andern aber, dass die Wärmeabgabe einer Heizfläche neben der Größe und Temperatur auch von der durchströmenden Wassermenge abhängt. Für jede einzelne Heizfläche sind die Bedingungen so abzustimmen, dass der Volumenstrom genau so groß wird, dass die abgegebene Wärmemenge im Raum bei der gewünschten Temperatur gerade die Verluste ausgleicht, ist Ziel des hydraulischen Ausgleichs.

Die erforderlichen Schritte hierbei sind:

  1. Die Bedarfsermittlung (Wärmebedarf, Heizlast)
    Zuerst muss ermittelt werden, welche Heizleistung je Raum (Bereich) erforderlich ist, um die Raumtemperatur auf dem gewünschten Wert zu halten. Dies kann über die Erfassung aller Bauteilflächen und deren spezifischer Werte erfolgen oder auch überschlägig über Raumfläche oder -volumen und einem abgeschätzten Mittelwert je m2 m3. Dazwischen sind alle Abstufungen möglich, generell gilt: höherer Detaillierungsgrad ergibt belastbarere Ergebnisse aber auch höhere Kosten. Bei einfachen Gebäudegeometrien führt die Abschätzung über Fläche, mit ggf. detaillierter Prüfung von einzelnen Raumtypen, zu einem guten Ergebnis.
  2. Die Aufnahme der Technik (im Bestandsgebäude)
    Dies erfolgt über Pläne oder durch Aufnahme der zugänglichen Anlagenteile vor Ort. Da der hydraulische Abgleich erfordert, dass Einstellungen an den Heizkörpern vorgenommen werden, ist es ggf. erforderlich hier voreinstellbare Ventile oder Rücklaufverschraubungen nachzurüsten.

  3. Berechnung und Abgleich

Auf Basis der ermittelten Daten erfolgt die Berechnung der Einstellwerte, für die es folgende Eckdaten gibt, die in dieser Reihenfolge zu ermitteln sind:

  • Wassermenge über jeden Heizkörper, damit dieser in der vorhandenen bzw. lieferbaren Größe die laut Wärmebedarf erforderliche Wärmemenge abgibt.
  • Der höchste Druckverlust, der über dem schlechtesten Teilstrang mindestens entsteht ergibt den Einstellwert für die Pumpe.
  • Baulich bedingte Differenz zwischen dem Druckverlust aller anderen Teilstränge und dem ungünstigsten Teilstrang beim erforderlichen Volumenstrom. Für den Fall, dass diese Druckverluste nicht gleich sind, verschieben sich die Volumenströme bis zum Abgleich. um dies zu verhindern wird manuell an den o. g. Bauteilen der Druckverlust erhöht, also der Einstellwert für die Ventile. Nach Einstellung der errechneten Werte ist der hydraulische Abgleich erfolgt.

Anhand dieses kurzen Einblicks in die Welt der Hydraulik (Lehre von den strömenden Medien) sollte klargeworden sein, dass der hydraulische Abgleich im Bestandsgebäude sinnvoll und wirtschaftlich ist und im Neubau unbedingt eingefordert werden muss. Wer anderes behauptet, handelt nicht im Sinne des Kunden. Allerdings gehört diese Maßnahme besonders bei komplexen Anlagen in fachkundige Hände, nur dann stellt sich der gewünschte Erfolg ein.

Autor dieses Beitrages:

Wolfgang Haag, Versorgungstechnik

Bewerten Sie diesen Beitrag:

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert